Die Ankündigung, sowohl die Schulmensa als auch die Nachmittagsbetreuung weiter auszubauen, ist ein richtiger und notwendiger Schritt zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch gute Absichten allein genügen nicht: „Es braucht flächendeckende Strukturen, klare Zuständigkeiten und ausreichend Personal – andernfalls bleibt die Zielsetzung Stückwerk“, so Maria Elisabeth Rieder, Abgeordnete des Team K.
Zwar bieten, laut Auskunft des Landeshauptmanns auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Maria Elisabeth Rieder, 115 von 116 Südtiroler Gemeinden eine Schulausspeisung an, doch der Umfang des Angebots ist sehr unterschiedlich. In vielen Gemeinden findet der Mensadienst nur an wenigen Wochentagen statt. Dafür stellt das Land jährlich rund sieben Millionen Euro zur Verfügung. „Ein tägliches Mensaangebot, wie von Landesrätin Pamer angekündigt, ist grundsätzlich zu begrüßen. Doch bleibt eine zentrale Frage bislang unbeantwortet: “Wer soll die Aufsicht übernehmen?“, gibt Maria Elisabeth Rieder zu bedenken. „Lehrpersonen können und sollen diese Aufgaben nicht zusätzlich übernehmen – sie sind keine Lückenfüller für fehlende Strukturen. Die Aufsicht in der Mensa darf nicht zur Regelaufgabe von Lehrkräften werden – das widerspricht ihrem professionellen Auftrag.“
Auch im Bereich der Nachmittagsbetreuung zeigt sich ein Ungleichgewicht: Im Jahr 2024 wurden insgesamt 91 Betreuungsangebote gezählt, davon über die Hälfte (50 Angebote) in städtischen Gebieten – allein 28 in Bozen und Leifers, 10 in Meran, 5 in Brixen, 4 in Bruneck und 2 in Sterzing. In vielen ländlichen Gemeinden hingegen fehlt ein entsprechendes Angebot – und das, obwohl auch dort viele Familien auf Unterstützung angewiesen sind. Den Gemeinden stehen 2024 rund 5,5 Millionen Euro an Beiträgen zur Verfügung; die Betreuung wird derzeit ausschließlich über externe Trägerschaften organisiert. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf darf nicht davon abhängen, ob man in Bozen oder im hinteren Tal wohnt“, betont Maria Elisabeth Rieder. „Es braucht gleichwertige, verlässliche Angebote – in Stadt und Land.“
Eine Bündelung der bestehenden Angebote in einem Gesamtkonzept ist dringend notwendig. Ob die angekündigte Umstrukturierung innerhalb der Landesverwaltung – von der Familienagentur hin zur Abteilung Bildungsförderung – tatsächlich stattfindet, ist noch unklar. Entscheidend ist jedoch, dass strukturelle Veränderungen auch konkrete Verbesserungen vor Ort nach sich ziehen. Lehrpersonen müssen sich auf ihren eigentlichen Auftrag konzentrieren können: Bildung und pädagogische Arbeit mit den Kindern. „Bereits jetzt wird ein Teil der Arbeitszeit von Lehrkräften für Aufsichtstätigkeiten verwendet – Zeit, die für pädagogische Arbeit fehlt, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels, ist das keine gute Lösung“, so Maria Elisabeth Rieder. „Das liegt weder im Interesse der Kinder noch der Lehrpersonen.“ Als ergänzende Maßnahme für den Mensadienst regt Maria Elisabeth Rieder die Einbindung freiwilliger Helferinnen und Helfer an, wobei durchaus auch ein Entgelt vorgesehen werden soll. „Es gibt bereits Dienste, wie etwa den Dienst der Schülerlotsen oder Essen auf Rädern, die bestens funktionieren. Auch im Mensadienst könnten engagierte Bürgerinnen und Bürger einen sehr nützlichen Beitrag leisten, natürlich in klar definierten, unterstützenden Rollen– und nicht als Ersatz für qualifiziertes Personal.“