In den vergangenen fünf Jahren war meine Interaktion mit Landeshauptmann Kompatscher von Respekt und sachlichen Diskussionen geprägt. Die politische Landschaft Südtirols schien von inhaltlichen Themen bestimmt, und das wurde von den Wählerinnen und Wählern geschätzt. Die Entwicklung der letzten Monaten enttäuschen daher sehr.
Der versprochene Wandel: Als Landeshauptmann Kompatscher vor zehn Jahren als Hoffnungsträger antrat, versprach er einen neuen Politikstil – weg vom alten Hemdsärmel-Image, hin zu einer modernen, dynamischen und respektvollen Regierungsführung. Als politische Newcomerin fand ich seine Worte überzeugend und hoffnungsvoll. Doch leider stellte sich bald heraus, dass zwischen seinen Ankündigungen und seinen Taten eine erhebliche Diskrepanz klaffte.
Gebrochene Versprechen: Die Enttäuschung nahm weiter zu, als Landeshauptmann Kompatscher, entgegen seiner Ankündigung, für eine dritte Legislaturperiode kandidierte. Dieser Bruch mit dem Versprechen, gepaart mit den turbulenten drei Monaten nach den Wahlen, ließ viele in der Bevölkerung ratlos zurück. Machterhalt, Parteipolitik und undurchsichtiges Postengeplänkel prägten die politische Landschaft.
Die Verschleierte Koalitionsabsicht: Was mich besonders enttäuschte, war die vor der Wahl verschwiegene Koalitionsabsicht mit den Fratelli D’Italia. Öffentlichkeitswirksame Gespräche mit verschiedenen Parteien erwiesen sich als Farce, und eine ernsthafte Zusammenarbeit wurde nie in Betracht gezogen. Die Enttäuschung darüber, dass die politischen Entscheidungen bereits im Hinterzimmer abgesprochen waren, wiegt schwer.
Der Verlust von Vertrauen: Vertrauen, ein kostbares Gut in der Politik, steht heute bei vielen Südtirolerinnen und Südtirolern auf dem Spiel. Das Bild, das Landeshauptmann Kompatscher in den letzten Wochen abgab, wirkt widersprüchlich und lässt viele Fragen offen. Die geplante Koalition mit rechtsgerichteten Parteien sorgt für Unruhe und Unsicherheit.
Ein Appell für Ehrlichkeit und Verantwortung: Abschließend bleibt die bittere Erkenntnis, dass das Vertrauen, das einst bestand, schwer wiederzugewinnen ist. Landeshauptmann Kompatscher mag sich als Garant für Werte sehen, doch die Diskrepanz zwischen Worten und Taten wirft berechtigte Zweifel auf. Deshalb der Appell, den ich in meiner Rede an den Landeshauptmann gerichtet habe, für eine ehrliche und verantwortungsbewusste Politik in Südtirol einzustehen.