Die Situation der Alleinerziehenden in Südtirol ist alarmierend. Laut der Soziologin Heidi Flarer, die im Auftrag der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende EO einen detaillierten Bericht verfasst hat, gibt es in Südtirol rund 15.000 Kinder und Jugendliche, die mit einem alleinerziehenden Elternteil aufwachsen. Diese Familien stehen vor enormen wirtschaftlichen, rechtlichen und emotionalen Herausforderungen.
Forderungen der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende EO
Die Südtiroler Plattform für Alleinerziehende EO fordert deshalb eine Grundsicherung für Kinder, um die existenziellen Herausforderungen dieser Familien zu lindern. Besonders dringlich ist die Überprüfung der finanziellen Sozialbeiträge wie Kindergeld, Mietbeiträge und Wohnungsnebenkosten.
Schwierigkeiten bei Sozialleistungen
Ein großes Problem bei der Beantragung von Sozialleistungen bildet die Berechnung der wirtschaftlichen Lage (EEVE). Alleinerziehende müssen neben ihrem Einkommen auch alle zusätzlichen Einnahmen angeben, die oft schwer nachzuweisen sind, wie Studienbeihilfen, Trinkgeld oder Geldgeschenke. Diese Erhebung ist oft nicht realitätsnah und führt dazu, dass viele Alleinerziehende nicht die Unterstützung erhalten, die sie dringend benötigen. Besonders problematisch ist die Anrechnung sogenannter figurativer Unterhaltszahlungen. Diese hypothetischen Beträge entsprechen oft nicht den tatsächlichen finanziellen Gegebenheiten der Betroffenen und können dazu führen, dass notwendige Mietbeiträge nicht gewährt werden.
Der Unterhaltsvorschuss: Ein unzureichendes Hilfsmittel
Ein weiteres zentrales Thema ist der Unterhaltsvorschuss, der greift, wenn der unterhaltspflichtige Elternteil nicht zahlt. Allerdings sind die Zugangsvoraussetzungen zu streng und die Beträge seit über einem Jahrzehnt nicht an die Inflation angepasst. Der maximale Unterhaltsvorschuss beträgt derzeit 328 Euro pro Kind, was angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten nicht ausreicht.
Forderungen an die Landesregierung
Angesichts dieser Herausforderungen habe ich gemeinsam mit der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende einen Beschlussantrag ausgearbeitet.
Konkret fordern wir:
- Die Überprüfung der Zugangsvoraussetzungen und Kriterien für den Zugang zu Sozialleistungen, um die besondere Situation von Einelternfamilien zu berücksichtigen.
- Die Anpassung der Berechnungen der EEVE: Einnahmen, die nicht in der EEVE erfasst werden, sollen überprüft und die fiktiven Unterhaltsbeträge, die nicht gezahlt werden, aus den Berechnungen gestrichen werden.
- Die Anpassung der Zugangsvoraussetzungen und Beträge des Unterhaltsvorschusses an die Inflation und die aktuellen Lebenshaltungskosten.
Meine Videoserie mit Einblick in die verschiedenen Thematiken von Einelternfamilien
- #Teil1 Einelternfamilien und Alleinerziehende / Zahlen und Fakten
- #Teil2 Die Frauen hinter den Zahlen / Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- #Teil3 Südtiroler Plattform für Alleinerziehende EO
- #Teil4 Sabine Foraboschi Autorin des Buches “Weil wir nicht aufgeben”
- #Teil5 45% der Einelternfamilien sind armutsgefährdet
- #Teil6 Unterhaltsvorschuss für minderjährige Kinder