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Wie sozi­al gerecht ist das Bei­trags­sys­tem in Südtirol

In der Juni-Sit­zungs­wo­che des Süd­ti­ro­ler Land­tags habe ich das The­ma „Büro­kra­tie­ab­bau, sozia­le Gerech­tig­keit und Ziel­ge­nau­ig­keit bei Lan­des­bei­trä­gen“ ein­ge­bracht. Es ging dabei um die ver­schie­de­nen Unter­stüt­zungs- und Bei­trags­sys­te­me des Lan­des. In mei­nem Beschluss­an­trag for­der­te ich eine umfas­sen­de Stu­die, um die Wirk­sam­keit des bestehen­den Sys­tems zu über­prü­fen. Beson­ders wich­tig war mir, her­aus­zu­fin­den, ob das Süd­ti­ro­ler Sys­tem von Lan­des­bei­trä­gen die Arbeits­ent­schei­dun­gen der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger beein­flusst, ob es die rich­ti­gen Anrei­ze setzt und ob tat­säch­lich die Mit­tel­schicht benach­tei­ligt wird. Vie­le Fami­li­en und Ein­zel­per­so­nen bean­tra­gen beim Land finan­zi­el­le Unter­stüt­zung, sei es in Form von Sozi­al­leis­tun­gen, Stu­di­en­bei­hil­fen, Miet­zu­schüs­sen oder ande­ren Tarif­be­güns­ti­gun­gen. Doch was pas­siert, wenn das Ein­kom­men nur knapp über der Ein­kom­mens­gren­ze liegt? In die­sen Fäl­len ent­fällt der Anspruch auf finan­zi­el­le Unter­stüt­zung – und manch­mal wird das Ein­kom­men bewusst nied­rig gehal­ten, um bestimm­te Leis­tun­gen zu erhal­ten. Beson­ders Dop­pel­ver­die­ner-Haus­hal­te fin­den sich in einer schwie­ri­gen Lage. Sie pro­fi­tie­ren weder von Sozi­al­leis­tun­gen noch von steu­er­li­chen Vor­tei­len. Die Mit­tel­schicht ver­dient zu viel, um unter­stützt zu wer­den, aber zu wenig, um mit den stei­gen­den Lebens­hal­tungs­kos­ten zurecht­zu­kom­men. Die­se Pro­ble­ma­tik woll­te ich mit mei­nem Antrag ansprechen.

Mein Vor­schlag einer Stu­die und Entbürokratisierung

Um die Aus­wir­kun­gen des der­zei­ti­gen Sys­tems bes­ser zu ver­ste­hen, schlug ich vor, eine Stu­die durch­zu­füh­ren. Ziel war es zu klä­ren, ob Süd­ti­ro­le­rin­nen und Süd­ti­ro­ler ihr Arbeits­vo­lu­men bewusst anpas­sen, um höhe­re Bei­trä­ge zu erhal­ten, ob sie teil­wei­se weni­ger arbei­ten, Teil­zeit­stel­len anneh­men oder gar in die Schwarz­ar­beit abwan­dern, um ihre Ansprü­che auf Lan­des­bei­trä­ge zu wah­ren. Dar­über hin­aus soll­te geprüft wer­den, ob die Men­schen sich der Aus­wir­kun­gen auf ihren zukünf­ti­gen Ren­ten­an­spruch bewusst sind. Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen wären für zukünf­ti­ge poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen von gro­ßer Bedeu­tung. Ein wei­te­res Anlie­gen war die Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung des Sys­tems. Ich habe vor­ge­schla­gen, dass bestimm­te Leis­tun­gen künf­tig auto­ma­tisch mit der Abfas­sung der EEVE (Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­auf­stel­lung) oder ISEE (Indi­ka­tor der sozia­len Lage) zuge­wie­sen wer­den könn­ten. So könn­te man den büro­kra­ti­schen Auf­wand erheb­lich ver­rin­gern und den Zugang zu Sozi­al­leis­tun­gen für die Men­schen erleichtern. 

Lei­der wur­de mein Vor­schlag im Land­tag abge­lehnt. Die­se Ent­schei­dung zeigt, wie schwie­rig es ist, Ände­run­gen im bestehen­den Sys­tem durch­zu­set­zen – ins­be­son­de­re wenn es um tief­ge­hen­de struk­tu­rel­le Fra­gen geht. Trotz­dem bleibt es für mich wich­tig, wei­ter­hin für muti­ge Ver­än­de­run­gen ein­zu­tre­ten, die die Büro­kra­tie abbau­en und die sozia­le Gerech­tig­keit för­dern. Das bestehen­de Sys­tem muss refor­miert wer­den, um den Her­aus­for­de­run­gen der Zukunft gerecht zu wer­den. Für mich ist es klar: Sozia­le Gerech­tig­keit bedeu­tet, dass Men­schen ihren Lebens­un­ter­halt durch eige­ne Leis­tung bestrei­ten kön­nen, wäh­rend Unter­stüt­zung nur als Auf­fang­netz dient. Der demo­gra­fi­sche Wan­del stellt uns vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen, und es ist an der Zeit, dass das Sozi­al- und Bei­trags­sys­tem so ange­passt wird, dass es ziel­ge­rich­tet dort hilft, wo es am drin­gends­ten gebraucht wird. Es ist an uns, das Sys­tem zu ver­än­dern – mit weni­ger Büro­kra­tie, mehr Gerech­tig­keit und einer Unter­stüt­zung, die dort ankommt, wo sie wirk­lich not­wen­dig ist. Das ist der Weg, den ich wei­ter­ge­hen möch­te, und ich wer­de nicht auf­hö­ren, für die­se Ver­än­de­run­gen zu kämpfen.

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